Jambo Jambo!
Heute möcht ich euch ein paar mehr Einblicke über das Leben der Sheila
geben: Sheila, unsere Sekretärin, von der ich schon das letzte mal
berichtet
habe, die sich ein kleines Minizimmer und Minibett mit ihrer Cousine teilt.
Vor 2 Wochen waren wir in Nairobi auf einer Tourismus Messe. Wir haben
Sheila
mitgenommen, da sie eine enthusiastische, offene, unterhaltsame und
lustige Lady ist. Sie hat also keine Probleme Leute anzuquatschen und das
ist auf einer Messe ja sehr wichtig.
Sheila ist 23 und kommt aus dem "Busch". Sie hat in ihrem Leben noch keine
wilden Tiere gesehen, wie Löwen oder Elefanten. Ihr Kleidungsstil ist
europäisch wie von den meisten hier, da hier auch nur importierte 2nd hand
Kleidung (die wahrscheinlich gespendet war) verkauft wird. Man findet in
Kenia
eigentlich keine Läden wo es neue Kleidung gibt, vielleicht in Kisumu 1-2
Läden, aber das ist dann so Takko-Ware. Es gibt natürlich viele fancy
Läden in Nairobi, aber Nairobi ist nicht Afrika...
Wie gesagt hier in Mago gibts nur Lebensmittel zu kaufen und auf dem Markt
findet man Öfen, 2nd hand Kleidung, Siebe, Medizin, Scheren und andere
notwendige Dinge zum Leben und Überleben.
Sheila war wie gesagt mit uns in Nairobi. Für die Afrikaner hier von sehr
großer Bedeutung mal in Nairobi zu sein! Ein richtiges Highlight. Denn es
kostet sie 10 Euro, wenn sie planen mit dem Matatu dort hin zu fahren.
Sheilas 4 Brüder leben in Nairobi. Die sieht sie nur alle 3 Jahre, da
sie so weit weg wohnen. Nairobi ist ca. 6h von uns entfernt.
Jedenfalls war es dann unsere Aufgabe allen in der Schule mitzuteilen,
dass es unsere Entscheidung
war, Sheila mitzunehmen und nicht ihre Entscheidung, da der Neid in Afrika
bombastische
Größen einnimmt. Man muss wirklich immer aufpassen, wem man was gibt und
wem man was anvertraut, sonst ist der Teufel los. Heute sind wir abends
auch bei Sheila zum Abendessen eingeladen. Auch das muss streng geheim
gehalten werden. Warum läd Sheila uns ein und warum nicht auch alle
anderen? Neid ist ein riesiges Problem hier. Letztens sahen wir einen
kleinen Jungen der nach Geld gefragt hat. Joost hat ihm einen
Schlüsselanhänger gegeben, den er kurz zuvor als Werbegeschenk erhalten
hatte (ein richtig hässliges Ding). Naja ein anderer älterer Jugendlicher
hatte das dann beobachtet und ist hinter dem kleinen Knirps hergelaufen,
hat den erstmal verprügelt und dann den Schlüsselanhänger weggenommen
("Das Geschenk kam von einem Weißen, das muss viel wert sein").
So dann waren wir auf unserer Campsite in Nairobi angekommen. Wir haben
dann in einem Zelt geschlafen, wo einfach nur Matratzen drin lagen und nen
Holzboden. Unbequem, das sag ich euch, mein Rücken!!! Aber Sheila, die
fands total bequem und hat super darin geschlafen. Aber die Toiletten,
nein die
mag sie nicht. Sie preferiert Plumsklos, wo man sich bückt. Unsere
europäischen Toiletten seien immer so kalt zum Hinsetzen. Bei mir ists
genau anders rum, diese Plumsklos gehen bei mir so in die Oberschenkel...
Aber Duschen findet sie total super! Mit schönem warmen klaren Wasser!
Nairobi ist aber wie gesagt nicht Afrika sondern
ein kleines Europa. Die Messehalle befand sich in einem
Rieseneinkaufszentrum. So wie das Centro in Oberhausen. Sheila kam in
einer neuen Welt an. Überall FastFood Restaurants nebeneinander. "Und da
kann man überall Essen kaufen?" fragte sie... Dann haben wir uns erstmal
nen leckeren Smoothie gegönnt. Smoothie (Für Kuhsine: Schmusi) kannte
Sheila nicht, aber hat ihr sehr gut geschmeckt.
Sheila hat auch in ihrem Leben noch nie TV geschaut. Natürlich hatte sie
den Gästehausfernseher schonmal gesehen, aber nen Film geschaut, nie...
Und deshalb haben Joost und ich es abends gleich übertrieben und sind mit
ihr ins Kino. Ein Fernseher in einer überdimensionalen Größe, danach ins
Spielcasino und sie erlitt einen Kulturschock nach dem anderen. Aber sie
sagte die ganze Zeit sie genießt es und findet es total toll! Naja hach,
und ich, ich befand mich für kurze Zeit endlich zurück in meinem normalen
Leben.
Am nächsten Tag begann dann die Messe. Es gab viele Strandhotels, die dort
ihre Ausstellung hatten. Manche Hotels hatten überall Sand auf dem Boden
verschüttet und Sheila fragte warum die soviel Mehl auf dem Boden
verstreuen. Abends hatten Joost und ich dann Lust auf eine Pizza. Sheila
schaute uns nur an voll Verwunderung, Pizza? Das hatte sie noch nie
gehört. Aber ihr hat es geschmeckt. "Besonders die kross gebratenen und
gewürzten Tomaten darauf...die sind lecker!" und wir: "Das ist keine
Tomate, das ist Wurst und wir
nennen es Salami!" Ich war wirklich so oft geschockt, was für sie alles
neu war, und was für mich das normalste in der Welt war. Ich hätte nie
gedacht mal jmd zu treffen, der mir sagt er wüsste nicht was Pizza ist.
Auch Cappuchino am nächsten Tag, alles war Neuland. Selbst der Haarschnitt
beim Frisör für 9 Euro hatte sie geschockt, sie bezahlt normalerweise nur
20 Cent pro Schnitt.
Am Wochenende sind wir dann Feiern gegangen. Es gab eine deutsche Party
vom Goethe Institut mitten in der Stadt. Ein netter deutscher Elektro DJ
hatte aufgelegt und ich hatte wieder europäischen Klang in meinen Ohren.
Sheila gefiel es auch total gut, sie war noch nie in einer Disko oder auf
einer Party und selbst die Musik fand sie total klasse.
Mittendrin fragte sie mich dann, ob es erlaubt wäre in der Halle etwas zu
verbrennen, weil überall Rauch war. Ich meinte:"Es wird nichts verbrannt,
das haben wir oft in Europa, das nennt sich Nebelmaschine." Sehr gute
Stimmung nur leider mussten wir am nächsten Morgen früh raus.
Insgesamt hatten wir ein klasse Wochenende und hatten jede Menge Spass
gehabt und die Messe war auch ein Erfolg für unser Guesthouse. Aber immer
wieder interessant zu sehen, wie das Leben hier abläuft und was für krasse
Unterschiede es einfach gibt. Manchmal denkt man die leben einfach 100
Jahre zurück. Und Sheila sagt, sie kann es nicht abwarten, endlich mal
nach Europa zu fliegen!
Noch eine andere kleine Geschichte zum Schluss von unserem Securityguard:
Letztens unterhielten wir uns über Affen wie menschlich aber auch wie
frech die doch sein. Wenn man denen einen Stein zu wirft, dann werfen die
den zurück. Unsere Lehrerin meinte sie hätte sie selbst beim High Fiven
gesehen.
Naja aber deshalb eine umso dubiosere Geschichte. Patrick unser Guard, als
er 10 Jahre alt war, hatte er seine kleine Babyschwester auf dem Arm.
Plötzlich kam ein Affe angeschossen und entriss ihm das kleine Mädchen und
lief mit ihr den Baum hoch. Patrick lief schnell zu seiner Mutter die in
Tränen ausbrach. Das kleine Baby mit einem Affen auf dem Baum!!! Aber die
Situation ist ganz glimpflich ausgegangen. Sie haben ein paar Bananen auf
den Boden gelegt. Der Affe kam runter, hat das Baby auf den Boden gelegt
die Bananen genommen und er ist verschwunden.
Schwups das wars...
Machts gut und bis zum nächsten mal, wenn es wieder heißt... Jambo Jambo!
Die
Linda