Schon am ersten Abend in Shihezi habe ich festgestellt, dass
es hier zum Allernormalsten gehört, sich ein Taxi zu nehmen. Zwar verkehren
auch Busse, aber da muss man an Haltestellen warten, was bei minus 20 Grad und
eisigem Wind, nun ja, unangenehm ist. Ausserdem sind für eine Taxi-Strecke von
vielleicht drei Kilometern nur etwa 6 bis 7 Yuan zu berappen (das ist etwa ein
Schweizer Franken).
In meinem Portemonnaie verwahre ich einen Zettel, der mehr
wert ist als Geld. Darauf hat mir nämlich eine hilfreiche Seele in chinesischen
Schriftzeichen meine Adresse gemalt. Weil es nun aber blöd ist, dem Taxifahrer
jedes Mal wie ein Kind ein Zettelchen aus einem sehr bunten
Studentinnennotizblock vor die Nase zu halten, dachte ich mir, lerne ich meine Adresse lieber auswendig. Die lautet „si xiao qu“. Am Anfang hat man mich natürlich noch nicht
allein fahren lassen, sondern, immer im Taxi, heimbegleitet. Aber dann habe ich
„si xiao qu“ (was sich in etwa wie „si-schau-tschü“ ausspricht) ein paar Mal
vorgesagt und man hielt mich für einigermassen taxireif.
Beim ersten Mal allein allerdings durfte ich dem Taxifahrer zwar
sagen, wohin ich wollte, aber vom Strassenrand her schallte es dann doch noch einmal:
„si xiao qu“ (für meine Ohren genauso, wie ich es gesagt hatte); dass der Lehrer
aus Switzerland nur ja sicher nach Hause kommt.
Inzwischen läuft es so ab, dass ich dem Taxifahrer zwar erst
sage, wo ich wohne, seinem Gesicht jedoch ansehen kann, dass er entweder nicht
verstanden hat oder dem laowai einfach nicht zutraut, eine Adresse halbwegs
korrekt auszusprechen. Sodass ich ihm meinen kostbaren Zettel halt doch zeigen muss.