(JH) ...wer zum Teufel ruettelt denn da am Wohnwagen? Sind's schon wieder die diebischen Keas, oder "Wizzi" der Hund, der Gassi gehen will? Oder sind's doch die Geister aus dem Film "The Fog-Nebel des Grauens", wie noch vor dem Einschlafen im Fernsehen gesehen? Das Wiedereinschlafen faellt angesichts gerade letzterer Tatsache schwer. Aber dank einiger Biere am Abend sinkt man bald wieder in den Schlaf... (Anmerkung BB:...und kriegt von der zweiten Ruettelaktion um 4 Uhr morgens gar nix mehr mit, im Gegensatz zu mir). Am naechsten Tag wird sich herausstellen, dass wir Zeuge eines Erdbebens der Staerke 4.6 auf der Richter-Skala waren. Was auch immer das bedeuten mag. Jedenfalls hat der Wohnwagen ganz schoen gewackelt, auch wenns nur fuer ca. 10 Sekunden war...
Fuer Interessierte, hier die Infos zum Quake: http://www.silobreaker.com/DocumentReader.aspx?Item=5_835723521
Man mag sich jetzt fragen: was fuer ein Wohnwagen, was ist ein Kea, und wo war das ganze ueberhaupt. Ok, hier also die Geschehnisse (Kurzversion) in zeitlicher Reihenfolge seit dem letzten Eintrag.
Nach Dunedin gings per Wohnmobil mit Umweg ueber den Mount Cook (a wirklich schener Berg und der hoechste in Neuseeland, aber wir wollen euch nicht schon wieder mit Alpinstories langweilen) nach Christchurch. Ach ja, am Campingplatz vor dem Mount Cook wurden wir morgens unsanft von einer Horde wildgewordener Keas, die auf unserem Dach eine Art von Squaredance auffuehrten, geweckt. Keas sind vor allem sauneugierige, sehr schoene und groesstenteils gruene Alpinpapageien (ca. 40 cm von Kopf bis Schwanz). Der Versuch, sich ueber irgendwelche Fenster oder Lufteinlaesse in unseren Camper zu fressen, missglueckte. Nicht so aber bei ein paar anderen Bewohnern des Zeltplatzes, wo sie sich richtiggehend ins Zelt hineingefressen haben.
In Christchurch haben wir dann unter Traenen unseren Carl zurueckgegeben und gegen ein Mietauto getauscht. Dann gings sofort weiter (wieder) nach Norden Richtung Abel Tasman National Park und Golden Bay. Die Golden Bay befindet sich am nordwestlichsten Zipfel der Suedinsel und gehoert zu den sonnenverwoehntesten Gebieten in Neuseeland. Urspruenglich wollten wir dort nur ein-zwei Tage verbringen und auf dem Weg dorthin Kayaken, Whalewatchen, in Nelson uebernachten und anderen Schnick-Schnack. Aber irgendwie war uns nach Sonne und Chillen. Also gings sofort in einem Ritt bis ganz nach oben, nach Takaka in der Golden Bay (ca. 8 Stunden Fahrt).
Es ist nicht ganz einfach Takaka und das Gebiet dort oben zu beschreiben. Ok, stellt euch vor ihr sitzt im Cafe und neben euch sitzt ein barfuessiger Rasta mit etwas versifften Klamotten, zwei Blockfloeten in seiner Tasche und eine um seinen Hals haengend. Ploetzlich faengt er an zu den marokkanisch anmutenden Klaengen aus dem Hippie-Cafe zu spielen. Waehrenddessen laeuft ein echter Magier an dir vorbei und macht mystische Handbewegungen als wuerde er die Aura der Strasse reinigen wollen. Ein Wohnmobil, das aussieht wie ein viktorianisches Haus auf einem alten Benz-Laster faehrt langsam vorbei. Drin sitzen Leute in sehr weiter Kleidung in allen Regenbogenfarben. Hier gibt es ihn also noch, den Traum von Woodstock, ein Leben in Frieden, freier Liebe und ohne Kommerzwahn (oder so). Jedenfalls ist dies der perfekte Ort, um sich mal richtig haengen zu lassen.
(BB) Und das war nach 5 Wochen Hardcore-Sightseeing auch echt bitter noetig. Per Zufall sind wir in einem superkuscheligem Hostel gelandet, bei Jules, einer recht faltigen Person, die zwar auf entspannt gemacht, aber um 10.00 Uhr die Leute ins Bett gescheucht hat. Etwas nervig, aber das Hostel war spitze. Ein wunderschoener Garten mit Jacuzzi, tausend Blumen, einer "Spielplatz"garage inkl. Billardtisch und Tischtennis (Ihr glaubt ja nicht, wie kreativ man beim Tischtennisspielen werden kann, wenn man einem im Tee hat. Ihr werdets auf den Bildern sehn) - und das Beste kommt jetzt: neben den ueblichen Hostelzimmern gabs auf Jules Privatgrundstueck einen alten Wohnwagen, in dem sie wohl selber 3 Jahre gewohnt hat und der zum Doppelzimmer umfunktioniert wurde. Und den haben wir bekommen. Wie hippie ist das denn!!! Tja und das war der Wohnwagen, der beim Erdbeben ordentlich durchgeschuettelt wurde.
Ziemlich schnell haben wir alle unsere Plaene ueber Bord geworfen und entschieden, so lange wie moeglich in Takaka zu bleiben. Das waren leider nur 4 Tage, aber die waren grandios. Im Hostel sind wir auf 2 Englaender aus Dorset gestossen: Will, 25, tagsueber Jules persoenlicher Sklave fuer kostenlose Uebernachtung im eigenen Zelt (das nenn ich mal grosszuegig), ein Meister der Gitarre und Hundeversteher und Wendy, so um die 50 (schwer zu schaetzen, bei jemandem der eigentlich nur ein Strich in der Landschaft ist und Kette raucht), eine Freundin von Wills Mutter und Englischlehrerin, die ihr Haus verkauft und ihren Job an den Nagel gehaengt hat, um auf Reisen zu gehen. Wie sie's aber ueberhaupt geschafft hat, in England in den richtigen Flieger zu steigen, ist schwer vorstellbar, wenn man sie leicht verwirrt mit haengenden Schultern durch die Strassen schlurfen sieht. Die 2 waren auf jeden Fall ein sehr unterhaltsames Gespann und zusammen mit "Wizz", Jules Hund, der Will nicht von der Seite gewichen ist, kamen wir uns wie "die 5 Freunde" vor, wenn wir durch die Strassen geschlendert oder in unserem Karren rumgepest sind, die unzaehligen Straende oder Kuenstlergalerien abgegrast haben, oder einfach nur bei einem Taesschen Tee abgehangen sind; haben abends mal gemuetlich am Strand Krakauer gebraten und Wills Gitarre gelauscht. Hach, das war wirklich herrlich.
Entsprechend schwer ist uns dann der Abschied gefallen, aber so gern wir geblieben waeren, wir hatten noch was aufm Programm: Kayaken im Abel Tasman Nationalpark, angeblich einem der schoensten Nationalparks in Neuseeland. Im Gegensatz zu den anderen berglastigen Parks gibts hier einen einsamen Strand nach dem anderen mit helltuerkisem bis dunkelgruenem Wasser, eingesaeumt von Urwald (und Sandfliegen). Du paddelst vorbei an unzaehligen Muschelbaenken, an Robben, die faul in der Sonne liegen oder im Wasser ihren Bauch braeunen und dabei genuesslich mit den Flossen wedeln, unter deinem Kayak schwimmt mal ein Stachelrochen durch, ploetzlich kommt ein Pinguin angeschossen, auf der Jagd nach Fischen, schaut beim Auftauchen etwas verdutzt, weil er ploetzlich von 4 Kayaks umrundet ist... besser gehts nicht.
(JH) Ja, In Takaka haben wir echt das Paradies gefunden. Ich glaube dort stirbt so schnell keiner an Herzinfarkt. Aber man soll gehen wenns am schoensten ist. Und wie sich nun herausgestellt hat, haben sich Will und Wendy entschlossen und nach Christchruch (immerhin 8 Stunden mit dem Auto) hinterherzureisen, damit wir am Samstag nochmal richtig Abschied feiern koennen.
Damit aber der Highlights nicht genug. Gestern waren wir noch auf dem Jack Johnson Konzert (war ne Blank'sche Ueberraschung). War total entspannt. Danach gings zurueck zum Hostel fuer ne augedehnte "Friends-Session"; war nach mehrere Wochen ohne Fernseher dringend noetig.
Also Leute, das wars dann wohl aus Neuseeland. Das naechste Mal hoeren wir uns aus dem Land der Kangaroos und Wallabees.
Kia Ora