(BB) Dass es der Johann und ich jetzt schon 6 Jahre miteinander aushalten, haben wir zum Anlass genommen, Fallschirmspringen zu gehen. Wenn die Beziehung schon keinen Nervenkitzel mehr hergibt... Taupo liegt im Herzen der Nordinsel und ist das Skydive-Zentrum der Welt. Wenn also nicht hier, wo dann, haben wir uns gedacht. Gesagt getan. Gestern mussten wir den Sprung kurzfristig verschieben aufgrund des nicht so tollen Wetters. Da hatten wir noch die naive Vorstellung, dass man beim Flug ja auch was von der Landschaft geniessen will und das macht bei Bewoelkung ja keinen Spass. Also sollte es heute um 11.40 Uhr los gehen. Waren gestern Abend anlaesslich unseres Jubilaeums noch schoen Essen und haben ordentlich Wein gesueffelt (im Restaurant von Alex Obel, einem Dingolfinger, der sich hier mit seiner Kiwi-Frau niedergelassen hat; dazu spaeter noch mehr) - trotzdem konnt ich nur schlecht einschlafen. Zu gross war die Aufregung.
Im Skydive Zentrum wurden wir dann erstmal gewogen und unserem "Sprungmeister" zugeteilt, denn natuerlich sind wir Tandem gesprungen, mit einem der sich auskennt. Sind ja nicht total lebensmuede. Johann ist bei Pavel gelandet, einem ziemlich schnuckigen Tschechen und ich beim absoluten Meister, Freddy aus Rosenheim, der schon 12.000 Leute befoerdert hat und sogar mal im Guiness Buch der Rekorde war, weil er ueberm Nordpol Formation gesprungen ist. Eine ganz coole Type also. Also Bettina, ganz ruhig! Ich durft sogar Freddy's Wettkampf-Stiermuetze aufsetzen :) Viel Zeit zum Ueberlegen blieb Gott sei Dank nicht mehr, zack bumm in die Anzuege rein, Gurte umschnallen, ein paar Anweisungen, die man sowieso nicht wahrnimmt, kurz warten und ab in den Flieger. Dort sassen wir dann zusammengepfercht zu fuenfzehnt und hoch gings auf 12.000 Fuss. Tuer auf und schon sind die ersten rausgeflogen. Aaaaaaargh, da wirds einem dann schon ziemlich schwummrig. Und der Johann war vor mir dran (ist gleich als Zweiter gesprungen). Er hat etwas zerknirscht geschaut und eh ich michs versah, ist er seitlich ausm Flieger rausgekippt mitm Pavel. Oh Gott, der Johann war weg. Sang- und klanglos einfach hinfort. Das war vielleicht ein Scheissgefuehl...
(JH) Was mach ich eigentlich. Ich habe Flugangst und Hoehenangst. Nimmt man das zusammen, und erstellt eine Liste der Don't-Sportarten steht an Nummer eins Skydiving. Ich glaube das Motto ist einfach "face your fears!".
Das Flugzeug schraubte sich also auf 12.000 feet hoch und eigentlich war ich ganz ruhig. So ruhig wie man eben vor dem sicheren Tod ist. Aber mal ganz ehrlich, an sich war ich gefasst. Die Tuer ging auf, der erste fiel raus (warum das Fallschrimspringen heisst weiss ich nicht; sollte eher Fallschirmfallen heissen). Ein paar Sekunden spaeter hing ich am Rande des Fliegers (mehr draussen als drinnen), noch kurz umgeschaut fuers "Abschiedsbild" und dann kommts: Aaaaaaaaaaaahhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh! Von Gefuehl kann man nicht sprechen. Im Nachhinein weisst du kaum noch was du gefuehlt hast. Der Verstand schaltet einfach kurz aus. Du merkst einen kurzen Stich im Herzen und der Rest ist ein Film bei dem du selber die Hauptrolle spielst. Es kommt einem einfach nur total irreal vor. Nach kurzer Zeit faengst du dich dann wieder und fliegst mit rasender Geschwindigkeit auf eine Wolke zu. Schwupps, bist du durch sie hindurch und darunter. Irgendwann geht dann der Fallschirm auf und du segelst total gemuetlich und ohne jegliche Angst nach unten. Nur bei dem korkenziehermaessigen hinunterkreiseln is mir a weng schwindelig geworden. Am Boden wackeln dir dann nur die Knie und du bist voller Adrenalin. Die 45 Sekunden Freefall kommen dir im Nachhinein vor wie 5 Sekunden und du fragst dich nur: Was ist da grad eben passiert? Wuerd ichs wieder machen? Ja! Der Verstand blendet so viel von dem Fall aus, dass du gar nicht mehr weisst, was los war. Oder warens doch die paar Weissbiere die wir eben mit Alex getrunken haben...
(BB) Johann war also weg und schon war ich an der Reihe. Freddy hat mir nochmal gut zugeredet und schon hing ich ueberm Abgrund. Und schwupps rausgefallen. Was fuer ein Horror. Kurzer Ueberschlag und schon lagen wir flach in der Luft, im freien Fall. Meine Guete ist das krass. Aber man liegt dann ganz stabil, auch wenns Atmen etwas schwer faellt. Das durch die Wolke durchtauchen hat mir nicht so gut gefallen, aber dafuer das langsam runtersegeln mit offenem Fallschirm. Total gemuetlich. Es ging alles sauschnell und erst als wir schon ne Weile wieder am Boden waren, ging uns erst ein Licht auf. Oh mein Gott, was haben wir getan!!! Unglaublich! Hab ich mich gefreut, als ich den Johann unten heil wiedergesehn hab. Was fuer ein Abenteuer. Ich wuerds auch wieder machen. Das Coolste ist, dass Freddy ganz viele Bilder gemacht hat, die er mir kostenlos am Ende geschenkt hat. So san's halt die Bayern :) Von Johanns Flug gibts leider keine Bilder... aber seiner sah sicher genauso aus, also muesst Ihr Euch nur gedanklich Johanns Birne an meiner vorstellen, wenn Ihr Euch die Bilder anschaut :)
Anschliessend sind wir zu Alex's Restaurant zurueck; wir hatten uns gestern Abend so nett mit ihm unterhalten, dass er uns fuer den naechsten Tag auf ein Bier eingeladen hat. Sassen dann bei ihm vorm Restaurant mit seiner Kiwi-Frau Carolyn und seinen beiden Kiddies und haben Erdinger Weissbier geschluerft. So laesst sichs gut gehen. War aber auch bitter noetig nach dem Vormittag. Alex hat sein Restaurant verkauft und geht Ende des Monats nach Australien (Brisbane), um dort in einem schicken Golfclubhaus als Restaurantchef zu arbeiten. Vielleicht schaun wir bei ihm vorbei, wenn sich's einrichten laesst. Wieder eine lustige Bekanntschaft, ganz unverhofft. Das ist eigentlich das Schoenste am Reisen - die unterschiedlichsten Leute treffen...
Ach ja, die Tage vor Taupo waren wir im stinkigen Rotorua bei den Geysiren und ueblen Touri-Maori-Tanzveranstaltungen und am Meer in Mount Maunganui, wo der Johann wie eine Eins aufm Surfbrett stand (ich natuerlich auch, eh klar). Ab morgen gehts wieder ein paar Tage Wandern im Tongariro Nationalpark - habs schon vermisst :)