(JH) Mal ganz ehrlich! Wer von euch wusste, dass Suedamerika zu einem ganz signifikanten Anteil aus Wueste besteht? Ich meine damit nicht "ein bisschen trockene Landschaft" sondern richtige, staubige, pfurztrockene Wueste.
Wir sind inzwischen in Peru, genauer gesagt in Arequipa - die zweit groesste peruanische Stadt nach Lima - angekommen. Wieder einmal gings mit dem Bus von San Pedro de Atacama ca. 10 Stunden nach Arica (im Norden Chiles) dann mit dem Collectivo in ca. 2 Stunden ueber die Grenze nach Tacna (Suedperu) und von dort aus weitere 6 Stunden mit dem Bus nach Arequipa.
Halt, da faellt mir ein, dass wir von San Pedro noch nicht wirklich viel berichtet haben. Also irgendwie fragt man sich ja schon, wie man auf die Idee kommt hier wohnen zu wollen. Hier mal ein kurzer Klimabericht fuer San Pedro: 2007 war ein regenreiches Jahr mit zwei halbstuendigen Schauern. In den Jahren zuvor hat es jeweils einmal geregnet. Und so siehts hier auch aus. Sand soweit das Auge reicht. San Pedro selbst liegt in einem ausgetrockneten Flussbett und hat damit sogar ein paar Baeume aufzuweisen. Es ist also eine richtige Wuestenoase. Aber mit einem echt coolen Flair. Viele Backpacker tummeln sich hier. So gut wie jedes Haus hat einen offenen Innenhof in dem Hangematten aufgespannt sind, in denen man den viel zu heissen Tag im Schatten verbringen kann. Abends dann, wenn das Licht eine wunderschoene orange Farbe bekommt und die Landschaft so langsam in der Daemmerung verschwindet, treffen sich die Leute in diversen Retaurants und Bars. Tja, und warum sind wir hier gelandet: Mal wieder ist es eine voellig andersartige Landschaft mit absolut unbewachsenen 6.000 m hohen Vulkanen, Salzseen in denen Flamingos und andere Voegel baden (ja, Falmingos gibts hier, Ueberraschung!) sowie Wueste in all seinen bizarren Formen. Unter anderem haben wir also eine Tour zu den Flamingos gemacht und sind noch zu zwei Lagunen am Fuss zweier Vulkane gefahren (4.300 m ueber dem Meeresspiegel, so hoch war ich noch nie) (BB: Und prompt hat er Schaedelweh gekriegt - wie soll das nur aufm Machu Picchu werden, tststs :). Ich bin mit ein paar Honduras-Muenchnern in einem total abgefahrenen Canyon aus komprimierten Sand Mountainbiken gewesen. Der Canyon war teilweise so breit wie ein Radllenker, teilweise ist man durch Hoehlen gefahren. Das koennen wirklich nur die Bilder beschreiben (kommen wahrscheinlich erst um den 18. rum). War auf jeden Fall unvergleichlich.
Wie gesagt, jetzt sind wir in Peru. Hiermit uebergebe ich auch den Fueller an meinen Ghost-Writer...
(BB) Der Johann hat vergessen zu erwaehnen, dass wir auf unserer gebuchten Tour in San Pedro neben dem Salzsee auch in einem ganz authentischen Dorf angehalten haben, um einen "Kunsthandwerk Workshop" zu besichtigen. De facto hat uns der Bus vor einem Souvenirshop rausgeschmissen, eine Tante hat direkt ein Lama angeschleppt (ganz spontan) zum Foto machen und der Marktplatz vor der Kirche wurde auch ganz zufaellig auf einmal mit laut droehnendem Kinder-Weihnachtsgeheul beschallt. Tja, sowas gibts halt auch.
Wieder gut gemacht hats aber unsere "Sternen-Tour". Ein Franzose hat in der Wueste ein Observatorium aufgebaut mit 5 Monster-Teleskopen und macht "Fuehrungen". Das war soooo cool. So einen unglaublichen Sternenhimmel hab ich noch nie gesehen. Wir haben den Mars gesehen, die Magellan-Nebel, das Kreuz des Suedens, den Orion, Sirius, den Hasen, den grossen Hund, eine Supernova und und und. Der Franzose war echt super witzig und hat alles ganz toll erklaert. Schon unglaublich faszinierend. Da sieht man mal wieder wie winzig und unbedeutend wir sind. Holt einen mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurueck.
Die Atacama-Wueste ist uebrigens nur klimamaessig die trockenste Wueste der Welt. Unterirdisch gibts Wasser, insofern waechst ab und an was. Ach ja, und der Aconcagua ist natuerlich nicht der hoechste Berg der Welt. Ich bin schon ganz deppert vor lauter trockenster Wuester, groesster Kupfermine, laengster Stadtstrasse der Welt. Alles nur relativ hier. Der Aconcagua ist der hoechste Berg Suedamerikas. Aber hat auch keiner von Euch aufgeschrien. Tststs, da sieht man mal wieder wie genau Ihr unsere Berichte lest... :)
Also: Silvester. Wieder mal ganz unverhofft ein sehr cooler Abend. Wir haben bei uns im Hostel eine Bande super netter Bolivianer und einen Oesi kennengelernt, mit denen wir erst Trinkspielchen spielen mussten (waren halt noch Kueken mit Anfang 20) und mit denen wir dann um die Haeuser gezogen sind. Erst auf den "Plaza de Armas", dem schoensten Platz in Peru (wieder ein Superlativ...), wo die Peruaner um 12 quietschvergnuegt wie wild Knaller um sich geschmissen haben. Dann ist es Brauch, 12 Runden um den Platz zu laufen. Dieser Platz ist verdammt gross - nach einer Runde im Massentrab ist uns die Puste ausgegangen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendwer die 12 Runden geschafft hat. Ein lustiger Anblick wars auf jeden Fall. Anschliessend gings dann in eine 80er Disco mit guter Musik, aber etwas traegen Gaesten im mittleren Alter. Haben ein bisschen abgezappelt und sind dann aber weiter auf die Partymeile, die gerammelt voll war. Nach einem weiteren Club mit wilden Salsa-Rythmen gings dann um 4 ins Bett.
Heute haengen wir einfach nur rum - auch mal wichtig. Haben wehmuetig die Rede von Angie (soweit ists also schon) und das Feuerwerk am Brandenburger Tor auf Deutsche Welle TV gesehen. Wir hoffen, Ihr hattet alle einen wundervollen Start ins neue Jahr, in dem wir uns hoffentlich gesund und munter bald wiedersehen!
