(BB) Heute ist unser 5. Tag und es gibt einiges zu berichten. Der Johann hat sich kurz aufs Ohr gehaun - insofern mach ich heut ein kleines Solo :)
Inzwischen wissen wir ungefaehr wo was ist in der Stadt. Buenos Aires ist riiiieesig - 12 Mio. Einwohner und die Aussenbezirke sind noch nicht mitgezaehlt. Es gibt ca. 4 Viertel, wo sich alles abspielt und die unterschiedlicher nicht sein koennten: die schicken Viertel Recoleta und Palermo, das trendy Altstadtviertel San Telmo und das Armenviertel La Boca - in letzterem steht auch "Maradonnas" Stadion der La Boca Juniors. Ein wildes Gebaeude mit dermassen steilen Raengen, das einem ganz schwindelig wird. Angeblich schwankt das Stadion wenn es brechend voll ist und das ist es glaub ich immer. Die Argentinier sind total Fussball verrueckt.
Am Samstag haben wir erstmal eine Stadtfuehrung gemacht mit Monica Rust - einer Argentinierin mit dt. Vorfahren. Sie hat uns den ganzen Tag in ihrem Auto rumgekurvt - das war Buenos Aires fuer Amerikaner: die ganze Stadt in 5 Stunden. Wir waren fix und fertig danach, aber dafuer haben wir bereits alles gesehen und koennten eigentlich wieder heimfahren :)
Am Sonntag wollten wir eigentlich zu einem La Boca Spiel gehen - das letzte in der Saison und somit eines der Wichtigsten. Wir sind also todesmutig mit dem Taxi zum Stadion gefahren - bzw. in die Naehe des Stadions, da alles abgesperrt war. Sind zwar tausend Leute rumgelaufen, aber alle in verschiedene Richtungen. Leider outet man sich ziemlich schnell als depperter Touri, wenn man die anwesende Polizei fragen muss, wo genau denn das Stadion sei. Die Fans um uns rum haben auch ziemlich finster dreingeblickt und ganz ehrlich, ich hab mich sau-unwohl gefuehlt. Die eingefleischten Fans aus den Armenvierteln, die wahrscheinlich wochenlang fuer ein Ticket arbeiten muessen, findens wohl nicht ganz so cool, wenn die "reichen" Touris in ihrem Stadion rumhaengen, nur um daheim eine abenteuerliche Geschichte erzaehlen zu koennen. Nachdem das Spiel natuerlich auch ausverkauft war, haben wir schnellstens die Flucht ergriffen und sind mit dem naechst besten Taxi heimwaerts gefahren. Naja, war ein Versuch, aber La Boca ist eben nicht ohne und man muss ja nix herausfordern. Aber die andere Mannschaft von Buenos Aires hat noch ein paar Spiele und am Samstag ist wohl sogar Laenderspiel, insofern hat der Johann noch ein paar Gelegenheiten, ins Stadion zu gehen.
Seit gestern laeuft nun also unser Spanischkurs - Johann und ich sind in verschiedenen Kursen, was auch ganz gut so ist - kann ich besser streben :) Die Schule ist auf den ersten Blick ziemlich gut, die Lehrer auch. Die Schueler sind wie nicht anders zu erwarten aus aller Welt - aber hauptsaechlich Brasilianer und Hollaender. Die Brasilianer machen einen total fertig, weil sie permanent am Quasseln sind in den Stunden. Es klingt so, als ob sie alle fliessend Spanisch koennten - in Wahrheit ist es portugiesisch mit ein paar spanischen Lauten. Koennte auch "parseltongue" sein. Trotzdem frustrierend. Und wir haben ohnehin schon arge Probleme die Lehrerin zu verstehen - der Dialekt hier in Argentinien ist die Hoelle.
Wir haben jeden Tag 4 Stunden Unterricht. Von wegen Urlaub. An den Nachmittagen gibts meistens ein paar Aktivitaeten angeboten. Gestern haben wir einen kurzen Stadtrundgang gemacht, der recht abenteuerlich war. Wir haben naemlich eine recht blutige Demo miterlebt. Erst sah alles noch ganz friedlich aus: rechts die Polizisten, wenn auch bis auf die Zaehne bewaffnet und links die Demonstranten mit lustigen Fahnen. Von wegen lustig - ich glaub, wenn man so eine Fahnestange mit Schmackes auf den Kopf kriegt, tut das ziemlich weh. Und davon koennen die Polizisten seit gestern ein Liedchen singen. In Nullkommanix ist eine Riesengemetzel entstanden - jeder hat auf jeden eingepruegelt, die Demonstranten haben Pflastersteine aus dem Boden gerissen und nach den Polizisten geworfen, die wiederum mit Gummigeschossen rumgeballert - der absolute Wahnsinn. Und wir live dabei - haben uns dann in eine Apotheke gefluechtet; dummerweise haben die dann gleich die Tueren verriegelt und wir sassen eine Weile zwischen Tampons und Thrombosestruempfen fest. Die anderen Passanten haben uebringes noch nicht mal von ihrere Zeitung aufgeblickt. Voll abgehaertet. Und heute haben wir erfahren, worums denn eigentlich ging: In Argentinien soll fuer Taxifahrer das Punktestrafsystem eingefuehrt werden, sprich Punkte kassieren fuer zu schnell fahren, etc. Und das wollen die Taxifahrer nicht. Ein guter Grund, wie ich finde, sich gegenseitig die Koepfe einzuschlagen.... Fuer die Interessierten und Schaulustigen anbei der Link mit rechts ein paar Bildern und einem schoenen Video:
http://www.lanacion.com.ar/varios/criticaListar.asp?nota_id=961564
Ganz schoen aufregend. Aber an alle Muetter und Vaeter: keine Sorge - natuerlich waren wir weit genug von dem Spektakulo entfernt, um nichts auf die Ruebe kriegen zu koennen.
Ernsthaft, das einzig gefaehrliche in Buenos Aires ist der Verkehr. Teilweise gibts hier 10spurige Strassen, die man ueberqueren muss und die Ampelperioden sind sportlich. Rot heisst auch nicht, dass die Autos anhalten - da muss man schon wirklich warten, bis alle Autos stehen bevor man losgeht. Und die Zebrastreifen sind eine lustige Strassenbemalung - mehr nicht. Aber wenn mans weiss...
So und gestern Abend haben wir ein bisschen gebechert mit unseren amerikanischen Mitbewohnern, sodass wir heute etwas verkatert sind und uns einen Gemuetlichen auf dem Sofa machen. Also macht es gut und bis die Tage. Ach ja, Bilder laden wir die naechsten Tage auch mal hoch, damit Ihr was zu Sehen bekommt. Aber nachdem es im Moment nur schifft, wollten wir damit noch etwas warten, damit Ihr nicht vor Schadenfreude platzt, wen die Bilder nur grau in grau sind :)