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Da fahr'n ma nimma hi!

America, yes you can?!

USA | Monday, 14 October 2013 | Views [331]

(JH) Nach nun insgesamt zwei Wochen muss man mal ein Zwischenfazit zu diesem Land und seinen Bewohnern ziehen:

Der Government Shutdown, zu deutsch wäre das wohl die Staatsschließung, dauert nun knapp zwei Wochen. Die Parteien stehen sich wie beim Duell at high noon gegenüber und wer zuerst zuckt verliert. Sind halt doch noch in der guten alten Westernzeit stehen geblieben. Man liest in der Presse aber jeden Tag nur melodramatische Storys von Kriegsveteranen, die gerne irgendein Denkmal besuchen wollten und ein Held sie dann mit dem Rollstuhl über die Absperrung trug -  ganz Hollywood. Ihr seid einfach nur peinlich. Kein Wunder, dass das eigene Volk in einer Umfrage der USA Today mehr Sympathie für Hämorrhoiden und Fußpilz empfindet als für die eigene Volksvertretung (das wiederum sagt viel über den Durchschnittsintellekt aus). Andererseits sage ich auch, jedes Volk verdient die Führung, die es hat.

Amis lieben Regeln und Warnungen. Ohne können sie nicht existieren. In unserem Camper gibt es ca. 15 solcher Warnschilder. Von „Objects in the mirror are closer than they appear“ bis hin zu „keinen Sprit in den Frischwassertank füllen, da das sonst tödlich enden kann“. Darum muss man diesen Menschen auch alle 5 Meilen daran erinnern, bitte nicht betrunken Auto zufahren, oder sich strikt ans Speedlimit zu halten. Der Hinweis auf die entsprechende Strafe ist auch jeweils inkludiert. Somit verwundert es nicht weiter, dass jegliche Staatsautorität, sei es Polizist, Feuerwehrmann oder State Park Ranger die absoluten Heros sind (so führen sie sich jedenfalls auf). Selbst der State Park Ranger (also der Aufpasser im Nationalpark) trägt eine Waffe, wahrscheinlich um sich damit an den Hämorrhoiden zu kratzen. Spaß verstehen die alle gar nicht und auch zu Diskussionen über Sinn und Unsinn von Regeln und Ausnahmen („we came all the way from Germany to see the Park“) lassen sie sich keinstenfalls hinreißen. Eher kommt dann wieder der Verweis auf die fällige Strafe bei Verstoß gegen die entsprechende Regel. Schon bei Ankunft am Flughafen „helfen“ einem bis zum Verlassen des Flughafengebäudes gefühlte 20 Menschen den richten Weg zu finden. Die aufgestellten Absperrungen, um die Menschen in die richtigen Bahnen zu leiten würden wohl nicht reichen.

Kommen wir noch zum Thema Qualität: Die Straßen sind einfach eine Frechheit. Tempo 55 mit unserem Camper ist wirklich das absolute Limit. Bei der Geschwindigkeit hat man schon das Gefühl man hebt ab. In den Highways sind Schlaglöcher in denen sich Waschbären vergraben können. Hm, vielleicht ist das ja auch Sinn und Zweck der Löcher, denn Waschbären gibt’s en masse und überfahrene noch viel mehr. Die Autos stehen den Straßen in nichts nach. Wie gesagt, der Camper ist ein Jahr alt. Ist aber das windigste Drum, das man sich vorstellen kann. Sieht aus wie bei Heinz Becker im Wohnzimmer (einfach mal nach Heinz Becker googeln). Dafür verbraucht er dann ca. 30l auf 100km. Natürlich kein Diesel, denn das gibt’s nirgends. Aber egal, noch kostet der Sprit ja umgerechnet weniger als 1 EUR pro Liter. Auch die anderen Ami-Karren, die man so sieht arbeiten nach dem Prinzip Hauptsache besonders groß und laut. Wichtig ist auch hier, dass das Auto Autorität ausstrahlt (ah jetzt fällts mir selbst auf).

Zu guter Letzt das Thema arm und reich. Sicher das gibt’s überall aber hier scheint die Schere besonders weit aufzugehen. Auf den Feldern buckeln (im wahrsten Sinne des Wortes) die Mexikaner, in den Straßen San Franciscos wimmelt es von Pennern und Meth-Abhängigen (ist echt gruselig in manchen Gegenden), in Nicht-Touri-Städten verkaufen die Leute ihr Hab und Gut in Yard-Sales (sieht aus wie nach Hurricane Kathrina) und gleichzeitig siehst du an den Küsten Hütten, die dir den Atem rauben (und das sind wahrscheinlich nur Zweit- oder Dritt-Wohnungen).  Und der Staat – und damit schließt sich der Kreis – ist eigentlich pleite und kann auch den Leuten keine Gesundheitsversorgung bieten. Ja Amerika, you can, aber was nur?

(BH) Ja, da hat der Johann sich mal bissl Luft gemacht, aber Recht hat er ja. Ist schon ein sehr merkwürdiges Volk. Am Besten find ich immer noch den Umweltschutz hier. Fürs Duschen muss man in den meisten Campingplätzen Münzen einwerfen, angeblich damit man nicht so lange duscht und Wasser spart. Auch die Hände kann man sich nur nacheinander waschen, weil man mit der andren Hand den Knopf gedrückt halten muss, damit Wasser kommt. Aber die Klospülungen rauschen einem um die Ohren wie die Krimmler Wasserfälle – in Volumen und Dauer.

Alles ist hundertfach verpackt, überall gibt’s Plastikgeschirr und gestern kriegen wir doch tatsächlich den Kaffee im Styroporbecher serviert. Ich hab mich irgendwie in die 80er zurückkatapultiert gefühlt.

Und den größten Spaß kann man sich machen, wenn man eine Bedienung nach irgendwas auf der Speisekarte fragt. Großes Fragezeichen – garantiert immer!

Aber jetzt hören wir mal auf zu Lästern, denn es gibt ja auch total viele nette Amis, wie Robin und Bob oder Mannie. Und alle lächeln uns freundlich an, weil wir ja ein „Oh Baby!“ dabei haben.

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