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The World is not Enough

Einmal nach Indonesien, bitte - Part 1

INDONESIA | Sunday, 27 April 2014 | Views [322]

Bei der Landung hielt ich gierig Ausschau nach dem Merapi. Ich wusste, dass er in der Nähe war. Nur wo? Später lernte ich, dass der Vulkan schüchtern war. Er zeigte sich bei Sonnenaufgang und verhüllte sich dann hinter Wolken. Er war aber immer da, ein Schatten über der Stadt.

Das erste mal sah ich ihn am dritten Morgen in Yogyakarta. Betrunken fuhren wir im Taxi nach Hause von einer durchgefeierten Nacht. Wir redeten und lachten und plötzlich verstummte ich. Durch die Frontscheibe des Taxis sah ich einen Riesen. Golden angestrahlt von der östlichen Sonne. Die Strasse zog sich meilenweit gerade hin. Es schien als mündete sie direkt in den Vulkan. Grösser und eindrucksvoller, als je in meiner Phantasie möglich, ragte er aus dem Boden hervor. Rauchschwaden stiegen aus der gespaltenen Spitze. Eine Warnung, der gefährlichte Vulkan schlief nicht. Das machte ihn noch schöner, noch begehrenswerter. In den nähsten Tagen stand ich früher auf um ihn zu sehen. Wenn ich mit dem Roller durch Yogya raste versuchte ich ihn zu entdecken, nur noch einen Blick auf dieses Wunder zu werfen. Viele Wunder sollte ich in Indonesien noch sehen, aber das erste ist das prägnanteste geblieben.

Man steht auf einem aktiven Vulkan und blickt in den Krater runter, auf den den Schwefelsee. Man spürt die Kraft dieses Berges gespürt des Berges unter den Füßen. Er holt Luft und atmete eine Schwefelwolke aus. Beleitet von einem tiefen Grollen.

Ich hatte den Deutschen Winter hinter mir gelassen und war nach Indonesien gegangen um zu studieren.

Das ist eine Lüge.

Ich wusste, dass die Qualität der Ausbildung dort niemals an das Deutsche reichen könnte. Ich ging aber dorthin um zu lernen. Eine neue Sprache zum Beispiel. Ich ging dorthin um mich zu suchen. In einer meiner Merapi-Phantasien sah ich mich auf der Spitze stehen, den Rand der Welt sehen und die Erleuchtung erhalten. Die ersten Tage in Indoensien sind in einem Rausch von oh und ah untergegangen, die zweite Woche in einem Rausch von Alkohol auf Bali. Meine Erinnerung an die ersten Wochen sind diffus und klar zugleich. Ich kannte alles, hatte es schon so irgendwo gesehen, aber doch war es anders. Nicht spasste, nichts war wo es hingehörte. Ich war wie ein trockener Schwamm im Wasser. Noch nie im Leben hatte ich etwas so schnell aufgenommen.

Den Menschen um mich herum erging es nicht anders. Alle waren verloren in der Fremde und klammerten sich an die bekannten Gesichter. Wir wurden oft schräg angeschaut. Die 10 Studenten aus Pforzheim, die immer zusammen waren. Den Ruf „The German Gang“ wurden wir nie wieder los, selbst als nach Monaten die Gruppe zerbrach und jeder seinen eigenen Weg ging. 

Unsere erste Reise ging wie gesagt nach Bali zum Feiern. Es war schön und schrecklich zugleich. Dort kam ich das erste mal mit echtem Rassismus in Berührung. Doch er war nicht gegen uns Eindringlinge gerichtet sondern gegen das eigene Volk. Die Menschen demütigten sich selbst.

Bis zuletzt hat mich diese Eigenschaft der Indonesier fasziniert. Ihre Heimat ist ihnen heilig und sie lieben nichts mehr als ihre Kultur und Tradition. Wehe dem der sie in den Schmutz zieht. Und zugleich waren sie nur zu bereit sich unter uns „Bule“ zu ordnen. Ich wurde im Restaurant früher bedient als Einheimische. Reserviert-Schilder verschwanden unaffällig von Tischen, damit ich nicht warten musste. In den Club kam ich umsonst rein. Ich durfte in ein Fünf-Sterne-Hotel marschieren und mich dort als Gast ausgeben und an den Pool setzen, niemand hätte mich je kontroliert.

Einmal wollte eine Freundin und ich ins Kino. Wir waren spät dran und wollten eine Abkürzung nehmen – falschrum durch die Einbahnstrasse. Als dann füunf Polizisten auf Motorrädern uns umzingelt hatten sah ich mich schon die Nacht in einem Indonesischen Knast verbringen. Führerschein hatten wir natürlich auch nicht dabei. Wir stellten uns dumm, taten als könnten wir kein Englisch, lächelten viel. Lächeln ist in Indonesiend er Schlüssel zu mancher verschlossener Tür. Die Polizisten wollen wissen woher wir kamen – Deutschland? Das fanden sie ganz toll. Wir tauschten die Namen unserer lieblings Fussballclubs und Automarken aus, lächelten, machten Fotos mit den netten Beamten und durften ins Kino fahren. Die Polizisten zeigten uns sogar eine richtige Abkürzung. Ich denke, wenn ein Einheimischer sich das geliestet hätte; Ohne entsprechendes Schmiergeld wäre er nicht davongekommen.

Tags: indonesien, merapi, vulkan, yogykarta

 

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