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Auf nach Panama!

PANAMA | Monday, 17 January 2011 | Views [561]

Oh wie schoen ist Panama! Der Shuttle kam mit der Ticoueblichen Verspaetung von mickrigen 15 Minuten. In dem Kleinbus luemmelten ein Pro Surfer und sein Manager aus Brasilien, eine junge New Yorkerin und ihr Reisebegleiter, der Aehnlichkeit in Statur und Aussehen mit Jeff von der Faultierstation hatte. Er wuerde wohl erst mit 30 in die Pubertaet kommen. Auch noch anwesend war ein alkoholisierter Australier in einem durchschwitzten Tanktop, dessen Aufschrift verriet, dass er geschafft hatte, was uns zeitlich nicht gelungen war: Nicaragua.
Wir verabschiedeten uns von Almut, Sonja und Luis als handele es sich hierbei um unsere Familie und quetschten mit fruehmorgendicher Kraft die Rucksaecke in den kleinen Kofferraum, der schon bis obenhin voll war. Ich war unglaublich muede und arg redefaul, nach zehn Minuten Fahrt merkte ich wie mein Ruecken am Sitz klebte und meine Arschmuskulatur auf jeder Sprungfeder der durchsessenen Bank strapaziert wurde. Nicht foerderlich, wenn die Strassen nur aus Schlagloechern bestehen. Nach einer knappen Stunde Fahrt erreichten wir die Grenze in Sixaola. Der Australier hatte bis dorthin seine komplette Lebensgeschichte runtergeplaerrt, nicht ohne die knapp bemessene Luft im Bus mit Schnapsgeruch zu fuellen. Die Grenze in Sixaola ist noch abenteuerlicher als die in Belize wie ich feststellen durfte. Die besteht naemlich aus einem sichtbaren Uebergang, der durchsichtiger nicht hatte sein koennen: ueber einem Fluss wankt eine alte abgerostete Bruecke, deren Strassenbelag aus drei Holzplanken und sonderbarer weise Schienen bestand. Wir fuellten die Zollpapiere fuer Panama aus und der Ausreisestempel von Costa Rica landete natuerlich auf meiner vollgestempelten Doppelseite im Pass. Nachdem wir die Rucksaecke schulterten, begann fuer mich der schlimmste Grenzuebergang im Leben: zu Fuss ueber die Bruecke, die unter dem Gewicht des Linienbusses, der uns auf der schmalen Strecke auch noch entgegenkam, knartzte und aechzte. Ich setzte wie beim Seiltanz vorsichtig Fuss vor Fuss auf die Holzplanken und atmete nach fuenf Minuten Marsch in Panama angekommen, wieder auf. Hier warteten wir noch eine Stunde bis der Panamenische Stempel auch in meinem Pass landete. Der Australier rieb sich nachdurstig und hungrig den Bauch. Ein kleiner Junge fragte mich nach der Zeit und ob ich seine Freundin werden wollte. Natuerlich wollte er nur Kohle, aber da mein Freund Inhaber der Reisekasse war und ich immer noch uebermuedet und geschockt des Brueckenlaufs, behauptete ich, es waere zehn, auch wenn es in Panama schon laengst elf war. Wir fuhren mit einem neuen Auto und neuem Fahrer eine Stunde durch den Urwald ueber Berg und Tal und kamen letztendlich am Hafen an, an dem unser Wassetaxi auf uns wartete. Wir nahmen hinter dem Kapitaen Platz in dem voellig ueberladenen Boot und legten die Schwimmwesten an. Vor uns nahm eine aufgekratzte Panamenin Platz, die an die fuenf Kartons ins Boot reichen liess unter anderem einen, den sie neben sich platzierte und aus dem es verdaechtig zwitscherte. Brian klaeffte aus dem Rucksack und ich vernahm sein hungriges Schmatzen durch das Nylon. 40 Entenkueken und wir reisten los nach Bocas del Toro. Meinem Freund wurde schlecht, als er das Federvieh sah und die Frau, die waehrend der Fahrt lauthals auf den Kapitaen einschrie. 45 Minuten spaeter gingen wir erleichtert von Board. Am Bocas Paradise Hotel sollte die Fahrt mit einem zweiten Boot weitergehen nach Popas Island. Wir tranken dort eine Coke und versuchten das W Lan zu hacken, als uns ein Tico und eine Panamenin endlich auf das Boot liessen, das uns zur 45 minuetig entfernten Insel bringen sollte. Noch schien die Sonne, doch als wir uns weiter von Bocas entfernten, merkten wir , dass wir auf eine grosse Wolkenfront zufuhren. Bevor wir es aussprechen konnten, fing es dermassen an zu pissen, dass wir unsere Sonnenbrillen kurzerhand als Regenschutz auf liessen. Mich froestelte es. Das war ja wohl nicht wahr! Wir auf den Weg ins Paradies und dann so ein Wetter!? Eine knappe dreiviertel Stunde spaeter kamen wir auf Popas an und ich hechtete aus dem Boot auf mein Gesicht, indem ich den Steg beim Ausstieg an Hoehe unterschaetzte. Ja, ich haette sterben koennen, aber die Freude auf einen Foen oder ein Handtuch war zu gross gewesen! Ich zitterte wie Espenlaub. Im Resort begruesste man uns Gott sei Dank mit einem eiskalten Milchshake. Die verlogene Managerin fiepte: "oh my when you called an hour ago it was all sunny and really nice here. Then the minute i got back inside it started raining". Ja genau, ich glaubte ihr kein Wort. Sie fuehrte uns ueber die Anlage zu unserer Beachvilla und erklaerte uns auf dem Weg dorthin, wo was war. Als wir an einem kleinen Stichweg vorbei kamen kuendigte sie an, dass es da nichts Besonderes zu gucken gaebe mit dem unausgesprochenen Unterton "da habt ihr nichts zu suchen". Ich war sofort argwoehnisch geworden. Bestimmt bunkerten sie dort ihre Angestellten ein in billigen Holzverschlaegen und gaben ihnen nur Wasser und Brot! Sie zeigte auf einen kleinen Huegel und merkte an, dass man dort mit Glueck Handyempfang haette, falls wir mal telefonieren muessten... In der Villa angekommen plaerrten uns gefuehlte 16 Grad aus der Klimaanlage entgegen. Die Wassertropfen auf meiner Haut gefroren fuer Sekunden. Ich riss die Balkontuer auf und schrie "oh my god this is a freezing nightmare" um ihr zu verstehen zu geben, dass wir Deutschen von Klimaanlagen gar nichts halten. Vor mir lag die heute leider etwas unruhige und truebe Karibik- zum Greifen nah. Die Villa war wunderschoen. Mit dunklen Holzmoebeln und einem Himmelbett ausgestattet mutete sie afrikanisch an. Ich wollte meinen Erdbeershake abstellen, doch das Glas war laengst eins mit meiner zittrigen Eishand geworden. Wenn das Wetter sich hier nicht bessern wuerde, wuerden wir halt eben frueher fliegen, Basta! Die Reise hatte uns hungrig gemacht und wir begaben uns zurueck in das Hauptgebaeude um einen Mittagssnack einzunehmen. Aus dem Snack wurde eine grosse Portion Nachos mit Rindfleisch und ueberbackenem Kaese. Dort oben checkten wir nach dem ausfuehrlichen Mal mittels des langsamsten WLan Netzes der Welt, ob ein frueherer Flug nach Dominical zur Verfuegung stuende, falls sich das Wetter hier nicht zu bessern wusste. Alles ausgebucht. Uns blieb wohl kaum etwas uebrig, als auszuharren und den morgigen Tag abzuwarten. Ich legte mich vollgefressen auf die Liege unter dem Terassendach. Die Managerin und ihr Mann besassen auch einen Hund. Ich war froh, dass wir Brian in unserer Villa gelassen hatte, ich wollte nicht angeben, denn der hiesige Weimaraner Ruede hatte nur noch einen Ueberrest als Schwanz. Er war laut Aussage des Mannes gerade 6 Monate alt. Ich war erstaunt, dass sie ein Tier dieser Sorte mit in den Jungle geschleppt hatten und erklaerte ihm, dass es sich hierbei ja um eine deutsche Rasse handele. Der Mann aus Phoenix runzelte seine Stirn und fragte mich, wie die Rasse nochmal genau hiesse..Idiot. Ob er spaeter auch vergessen wird, wie sein Kind heisst?
Als es aufhoerte zu regnen, marschierte. wir zum Strand. Vor dem Steg standen zwei riesige indigene Statuen aus rotem Stein, die wohl die Gaeste begruessen sollten. Ich hatte sie bei Ankunft wohl glatt uebersehen. Mutig hechteten wir ins Wasser. Wenigstens das war warm. Der Mann der Managerin schwamm neben uns im Wasser. Er hatte sich kurz zuvor beim Hantieren mit einer Gasflasche verbruehr und wollte seine Wunden kuehlen. Zu meiner Belustigung trat der Bewegungslegasteniker aber im Wasser direkt auf eine uebergrosse Muschel, was richtig weh getan haben musste. Irgendwie mochte ich diese Menschen nicht. Warum, das konnte ich nicht sagen. Es bestand eine sofortige Antipathie, vielleicht, weil sie so einfaeltig erschienen. Ich bemuehte mich arg, zu jedem Satz von ihnen ein freundliches "oh really?" zu schreien, auf Ami-Lautstaerke halt. Mein Freund bestellte sich nach dem Bad im Wasser eine Massage und ich lief in der Zeit in das Business Center um den Computer zu nutzen. Das Maedchen, das mit uns im Boot gesessen hatte, kam irgendwann zu mir und reichte mir das Menue des Abendessens, damit ich vorbestellen konnte. Sie arbeitete also auch fuer Mr. und Mrs. Manager. Ich wollte mit meiner Bestellung auf meinen Freund warten, der um 19 Uhr fix und alle von seiner Massage kam. Einer der Kellner war hier auch gleichzeitig Masseur. Toll. Zwei Gehaelter mit einer Klappe geschlagen. Bei der Koechin holte ich mir einen Drink ab, sie sah aus wie 15, kam auch aus Phoenix wie ich erfuhr und ich fragte mich, ob sie mir ueberhaupt schon Alkohol ausschenken durfte. Beim Essen stellten wir fest, dass wir neben einer jungen dreikoepfigen Familie aus Frankreich und einem aelteren Ehepaar die einzigen Gaeste im Resort waren. Das hatte die Franzoesin mitunter, die mittlerweile schon wieder im 4 Monat schwanger war und sich ebenso suchend umblickte, dazu bewogen, ihrem Mann in einer fixen Minute, in der er Loecher in die Luft starrte, das Rotweinglas wegzureissen und tiefe Schlucke daraus zu nehmem. In letzter Sekunde bemerkte dieser den verzweifelten Ausbruch seiner jungen Frau und riss ihr das Glas aus der Hand- nicht ohne sie mit einem mahnenden Blick zu strafen. Ich erzaehlte meinem Freund von der Koechin und bevor das Dessert kam, trat genau diese an unseren Tisch mit den Worten "so how was everything?", worauf hin mein Freund sie zurecht harsch kritisierte. Die Kochkunst war jetzt nicht das, was man von so einem ueberteuerten Resort erwarten konnte. Ich empfand trotzdem Mitleid und dachte daran, dass Kinderarbeit unter regulaeren Bedingungen in den Staaten ja auch verboten war. Vielleicht war auch einfach nur das Wetter Schuld oder die Tatsache, dass wir ohne Tigerente und Janosch hier waren.

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