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Velo Africa Cycling around Africa

Von Freiburg nach Tarifa - aller Anfang ist schwer

SPAIN | Tuesday, 25 October 2005 | Views [2513] | Comments [12]

Vorne Spanien und Deutschland, hinten Afrika.
/...i al darrera Africa!
/...Spain and Germany in front, Africa at the back.

Vorne Spanien und Deutschland, hinten Afrika. /...i al darrera Africa! /...Spain and Germany in front, Africa at the back.

Nach langen Vorbereitungen und unserer Abschiedsparty ging's los: Am 14. September sollte unsere Radtour von Freiburg nach Senegal beginnen. Unsere erste Etappe ging von Freiburg-Weingarten nach Freiburg-Wiehre (ca 3 km), die Strecke war relativ flach, voll asphaltiert und bot einen geeigneten Einstieg in unsere sportliche Tour nach Afrika. Unsere erste Nacht "on tour" haben wir bei Herwig, Dorothee und Tammo verbracht, die uns ein koestliches Abendessen servierten. Die Deutschen sind nicht umsonst so beruehmt fuer ihre Gastfreundschaft.

Gewoehnung an die schwere Last, Umverteilen von Gepaeck, das Rationalisieren des Ein- und Auspackens und die Gewoehnung unserer Koerper an das Gekurbel haben uns die ersten zwei Wochen ausgiebig beschaeftigt. Das Ergebnis waren 55 kg unter meinem und 43 kg unter Olgas Hintern, die unsere Knie bald ueberlastet haben. Olga's Porzellan-Knie schmerzten und ich hatte einen Knubbel am rechten Knie, den ich liebevoll Victor-Hugo nannte.

Die Vogesen waren nass, die Naechte kalt, doch trotz pflegebeduerftiger Knie haben wir versucht, keinen Berg auszulassen. Colmar - Dijon - Limoges - Bordeaux war die geradeste Linie von Freiburg an die franzoesische Atlantik-Kueste, und der sind wir auch gefolgt. Olgas entwickelte in Limoges eine originelle Art vietnamesisches Buffet-Essen zu servieren: einfach den Teller kopfueber auf den Tisch knallen, so dass das Menue schoen im Kreis auf der Tischdecke klebt. Diese neue Kunst faszinierte den Besitzer des Restaurants derart, dass er anstelle uns rauszuwerfen ein neues Gedeck brachte und uns zum Abschied mit einem Lachen per Handschlag verabschiedete.

Ueber die Pyrenaeen bei Port du Portalet haben uns die Franzosen als Tour-de-France-Nachzuegler zugejubelt und Feuerwehrmaenner haben Olga so stark angeschoben, dass Sie auf dieser Etappe zum ersten mal das Gelbe Trikot uebergestreift bekam. Das war also die Fahrt vom lieblich-gruenen Frankreich ins windig-steinige Spanien, das schon seit langem kein Regen mehr gesehen hatte. Die 40 km entlang eines "Stausees" waren eine Fahrt entlang einer Wueste.

Mit einer gebrochenen Felge an meinem Packesel erreichen wir Lleida und feiern das reparierte Rad mit einem "Correfoc" zum Fest des Sankt Michael, dem Schutzpatron der Stadt: Daemonen und Drachen spruehen Funkenregen und tanzen wild durch die Menschenmenge.

Erste grosse Pause in Reus bei Papa und Mama Olga, wo wir uns fuenf Tage lang von den Anfangsschwierigkeiten erhohlt haben. Nach dem zweiten Abschied von Zuhause waren wir dann wieder reif fuer das Radeln in Bergelandschaft. Durch die Terra Alta und die Maestrazgo ging's ueber Teruel nach Cuenca. Vier Paesse an einem Tag in der beeindruckenden Landschaft der Maesrazgo waren bisher unser sportliches Highlight.

La Mancha - das Land von Don Quijote - ist wahrscheinlich die langweiligste Gegend der Welt: flach wie ein Pfannkuchen und von den beruehmten Windmuehlen haben wir auf den 200 km nur drei gesehen. Eine besondere Ziegenart der Region scheint die "Cabra la Mancha" zu sein: 2 mm hoch und ueber die Strasse verteilt. Farbe und Geruch sind durch das Alter bestimmt. Auch viele Hunde scheinen sich in dieser Art der Landschaft angepasst zu haben (vielleicht die ideale Tarnung?). Olgas Radlerhosen schienen in der oeden Landschaft einen alten Radfahrer so aus dem Konzept zu bringen, dass wir ihn wieder aus den Bueschen ziehen mussten.

Auf die Hoehe von Despeniaperros wurden wir 3 km lang auf der Autovia von einer Polizeieskorte begleitet, um zu verhindern, dass wir uns nicht in die Reihe der oben erwaehnten Ziegen und Hunde der Mancha stellen muessen. Helm- und Westepflicht fuer Radfahrer schien nicht so wichtig zu sein - das waren echt entspannte spanische Polizisten.

Eine alte, stillgelegte Eisenbahntrasse, die zum Radweg ausgebaut wurde, fuehrte uns dann von Jaen 120 km suedwestwaerts auf der sogenannten Via Verde ueber Eisenbahnbruecken und durch -tunnel nach Lucena. Links und rechts nur Olivenhaine (Andalusien scheint die ganze Welt mit Oliven zu versorgen) und keine einziges Auto, das ist des Radfahrers Traum.

Eine grosse Blase auf meiner Termarest (groesser als Victor-Hugo) zwingt uns ueber die Berge an die Kueste nach Malaga, wo die 10-Jahre alte Matte schon zum dritten mal anstandslos umgetauscht wurde. Das ist wirklich Spitzen-Service von Cascade-Design!

Ab Malaga wurden wir dann ununterbrochen vom Terror auf vier Raedern begleitet, es gab keine Alternative zur Autobahn-aehnlich ausgebauten Autovia entlang der Kueste. Passend dazu Horden von englischen und deutschen Prol-Touris auf der gesamten Strecke bis nach Estepona. Eine kleine Oase auf dieser Horrorstrecke war unsere erste Camping-Nacht mit Meeresblick am ruhigen Sandstrand neben Pepe's Beach-Bar.

Hurra wir koennen Afrika sehen!! Mit fast exakt 3000 km radeln wir zum britischen Fels von Gibraltar und feiern das am Abend mit einem echten Kilkenny (Olga hatte ein Foster - sie ist eben doch eine Weintrinkerin...). Auf dem Camping-Platz von La Linea hatten wir fantastische Dauerunterhaltung von zwei Seiten: von einer Seite gab's Radiomusik, auf der anderen Seite fuehrte eine aeltere Dame in sehr britischem Englisch Non-Stop-Selbstgespraeche. Olga behauptete, sie probe fuer ein Hoerspiel, ich glaube eher, sie war verrueckt.

Durch den unheimlichen Stahl-Dschungel der Oelindustrie und in der Bucht von Algeciras und ueber die windigen Berge der suedlichsten Spitze Europas radeln wir nach Tarifa, von wo aus wir die Faehre nach Tanger nehmen wollen. Mit einem vollen Tag Buerokratie auf irgendwelchen Gesundheitsstellen in Algeciras, um Malaria-Medikamente zu bekommen, bereiten wir uns vorzueglich auf unsere bevorstehende Tour durch den schwarzen Kontinent vor.

Am 25. Oktober um 12 Uhr sieht uns Europa nur noch von Hinten.

Tags: Deutsch

Comments

1

Hallo Olga und Christian! Schön, ein wenig an Eurem Reiseabenteuer teilnehmen zu können. Ich beschäftige mich im Moment mit so spannenden Dingen wie Umzug, Küche basteln, Treppe putzen, ... ;-) Viele Grüße aus Kassel - auch an V.Hugo - und gute Gesundheit! Hannes

  Hannes Oct 30, 2005 9:23 PM

2

Hallo Olga, hallo Christian, Ihr Helden! Christian, ich wurde letztens hier in Frankfurt nach Dir befragt...! Du sprichst Dich rum :-) Bitte mehr von Euren Geschichten, geht es Euch denn weiterhin gut? Ihr seid ja ganz schön schnell, ich habe gerade mal im Atlas nach Chechaouen gesucht. Ist ja gar nicht mehr so weit bis in' Senegal, nur noch da runter und dann da rüber! Meine Fahrradabenteuer beschränken sich derzeit auf echt dumme Stürze, allerdings habe ich mir gestern dafür von zwei achtjährigen den Kommentar "Cool!" eingehandelt. So überzeugend habe ich das schon lange nicht mehr gehört, da bade ich jetzt mental drin... Laßt es Euch gut gehen und genießt das Essen, Sonnenscheingrüße von Tanja ...und an Hannes Grüße aus Südhessen nach Nordhessen!

  Tanja Oct 31, 2005 12:19 AM

3

Hallo Ihr beiden, dank Kirsten komme ich auch in den Genuss Eures Berichtes. Wirklich ein großes Abenteuer... Ich ziehe den (virtuellen) Hut. Hier in FR ist es dank Altweibersommer auch gut auszuhalten. Trotzdem setze ich mich in Gedanken ein wenig zu Euch auf's Rad und genieße die Fahrt. Auch von mir viel Gesundheit, noch mehr Spass und wenig Pannen! Lieber Gruß, Jörg

  Jörg T. Oct 31, 2005 8:33 PM

4

Hi! Bísher habt Ihr den Humor nicht verloren und er wurde auch nicht geklaut, wenn ich das richtig lese :-) Winke-winke von uns beiden ! Thomas & Evelina

  Thomas & Evelina Oct 31, 2005 9:43 PM

5

Toll Ihr Zwei, ich bewundere Euch wirklich. Weiterhin alles Gute und herzlichen Dank für Eure Berichte. Demgegenüber ist es ja richtig langweilig Konferenzen zu organisieren. Liebe Grüße Eure Monika

  Monika Zimmermann Nov 1, 2005 10:09 AM

6

kam selbst gerad erst vor wenigen stunden von meinem "sommerurlaub" aus florenz und ner wanderung in chianti in der toskana zurück. wunderschöne landschaft und heisser altweibersommer. habe noch nach spanien rübergewunken, aber da wars wohl schon zu spät...grüßt ´schauen von mir, und lasst euch ein wenig zeit in marokko, sonst wird das nüx mit weihnachten unterm tannenbaum zusammen. und geschenke gibts dann auch keine...

  jens Nov 4, 2005 5:31 AM

7

Hallo, Ihr zwei Hübschen! Ich werde soooo kribbelig, wenn ich Euren Bericht lese!! Kann mich allerdings selbst nicht beschweren, denn ich hatte gerade einen wunderschönen Kurzurlaub in Freiburg (inkl. Radfahren) und kurz darauf noch einen in Heidelberg! Jetzt hat Berlin mich wieder - und ich träume vom Süden! Ich wünsche Euch weiterhin viel Spaß!!! Gute Gesundheit! Und macht nicht zu schnell, Euch treibt ja keiner... Vielleicht klappt ja tatsächlich ein Treffen im Senegal? Liebe Grüße! Anja

  Anja Nov 8, 2005 6:38 AM

8

Weiterhin alles gute- Gruesse aus valencia

  Martin Nov 30, 2005 2:31 AM

9

Hallo Christian! Verfolge Eure Reise durch Afrika voller Neid. Werde mich über Weihnachten Euch zu Ehren auf den Rosskopf und Kybfelsen quälen und halsbrecherisch hinabstürzen. Grüsse und weiter Viel Spass. Robin

  Robin Dec 21, 2005 10:53 PM

10

Hey Ihr beiden! Jetzt hatte ich mich gerade SOOOO gefreut, dass es ENDLICH einen Update Eures Reiseberichts gibt - und jetzt?!?! CATALAN zu lesen kostet mich wirklich VERDAMMT viel Mühe! Ganz liebe Grüße aus dem grauen, kalten, windigen Berliner Schmuddelwinter! (Kann aber eigentlich nicht klagen, komme gerade vom Skifahren zurück, war in der Schweiz, auf einer Hütte mit vielen anderen, tolle Landschaft, nette Leute, Skifahren von früh bis spät! - Es war super!) Liebe Grüße in den Süden! Anja

  Anja Jan 8, 2006 10:26 AM

11

Tach Ihr Beiden, wo auch immer Ihr Euch gerade die Sonne auf den Buckel scheinen laßt. Ich hoffe Ihr versteht noch ein wenig Deutsch, da mein (nicht) Französisch mich dann doch recht schnell zun Gebärdensprecher werden lassen würde, und das über E-Mail! Schade also, daß ich eure restlichen Reiseberichte nicht lesen kann aber vielleicht kommt Ihr in Zehn Jahren dann mal in DD vorbei und erinnert Euch dann noch gern dieser Zeit und hat auch wieder Lust die Geschichte zu erzählen. Ich leg schon mal ne Flasche des hiesigen Weines zurrück.
Gruß Andreas

  Andreas Schumann May 22, 2006 5:56 AM

12

viele grüße aus dem sonnigen deutschland. habt ihr sicherlich auch. wm gerade vorbei hier. eine wahnsinns stimmung in deutshcland, habt ihr bestimmt auch in den zeitungen gelesen. habe vor, auch eine tour zu machen. bin aber schon 61. möchte noch freunde suchen zum mitmachen. vielleicht so im jahr 207 oder 2008. meldet euch bitte unter dsnet@gmx.de. für eine längere zeit. so mit 3-4 freunden zusammen.

  dieter Jul 11, 2006 1:45 AM

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