(BH) Unser Aufenthalt in Paarl war ein Mix aus Dauerbesäufnis und Fressgelage (also der totale Gegensatz zur Woche davor, harharhar). Ich unterstelle mal, dass generell 90% der Südafrika Besucher nur deswegen hier sind. Man kriegt hier aber natürlich auch entsprechend gutes Essen und hervorragenden Wein für extrem gutes Geld. Trotzdem. Ich fühl mich schon wie ein trächtiger Rollmops.
Wie der Johann ja schon beschrieben hat, war es in der Weinregion rund um Paarl, Stellenbosch und Franschhoek wirklich schön und auch recht entspannt. Wobei wie gesagt die Arm-Reich-Schere brutal offensichtlich ist, so extrem wie bisher nirgends. Wir haben unter anderem Babylonstoren besucht – eine riesige Gärtnereianlage, wo ein stinkreicher Südafrikaner alle möglichen Dinge anbauen lässt und man wie im Garten Eden wandelt. Superschön. Sogar seine eigenen Bienenvölker hat er. Sicherlich notwendig, sieht man doch irgendwie so gar keine Insekten außer Fliegen rumschwirren. Die sollten hier auch mal ein Volksbegehren starten… wenn die Themen Rassentrennung, Kriminalität und Wassermangel behoben sind… Auch hier wird man nur von Schwarzen bedient. Die Arbeiter trotten mit gesenktem Blick an einem vorbei. Wenn man grüßt, schauen sie total perplex auf und stammeln nur ein „Ma’am“. Die Restaurants vor Ort kann sich ein Südafrikaner nicht leisten, angeblich nicht mal ein normal verdienender weißer.
Das Problem ist meiner Meinung nach aber auch, dass sich die Schwarzen so in ihrem Befehlsempfängertum eingefunden haben, dass sie aus der Mühle schwer wieder rauskommen. Kriegen sie wahrscheinlich als Kind schon so anerzogen. Sie machen genau das, was man ihnen sagt, aber auch keinen Millimeter mehr. Hirn einschalten eher selten, Flexibilität gleich null. Haben wir mehrmals so erlebt. Und so bleiben die Rollen klar verteilt, die Weißen managen, die Schwarzen schwenken Fahnen an den Straßenbaustellen.
Als Kontrastprogramm sind wir nach Paarl in die Little Karoo weitergefahren. Die Karoo ist ein riesiger Landstrich bestehend aus Steppe und Wüste, der sich über weite Teile Südafrikas erstreckt. Die Anfahrt zum Gecko Rock Nature Reserve war recht holprig, noch dazu hatte es die „Straße“ ne Woche vorher bei sintflutartigen Regenfällen weggeschwemmt. Unser Panzer fühlte sich wie ein „Fisch im Wasser“ (erinnert ihr euch noch?), Schwiegerpapas Toyota Corolla saß dagegen etliche Male ordentlich auf. Endlich angekommen erwarteten uns idyllische Blockhütten im Nirvana. Um uns nix als sogenannter „fin bush“, Ameisen und zur Freude vom Jonah Fliegen, die beim Landen auf ihm jedes Mal mit einem schmerzverzerrtem Aua kommentiert wurden. Schmetterlinge sind für ihn übrigens ähnlich gefährlich. Da saßen wir also in völliger Abgeschiedenheit mit dem Fernglas im Anschlag auf der Suche nach Wild Life. Außer Vögeln, einer Riesenheuschrecke in schwarz/rot/gelb und immerhin Bergen von Zebra und Springbock Scheiße war aber absolut gar nix zu entdecken. Nada. Egal. Die Landschaft war außerordentlich beeindruckend und der Sternenhimmel der absolute Oberwahnsinn. Sternschnuppenregen eingeschlossen. Kommt vor allem mit ner Flasche Rotwein hervorragend.
Nach 1,5 Tagen totaler Besinnung auf das Wesentliche (Kommentar Elias: „laaaaangweilig“) trennten sich schließlich die Wege von meinen Schwiegereltern und uns schweren Herzens. Gott sei Dank hat der Opa am letzten Abend noch einige Witze zum Besten gegeben, die der Elias nun bei jeder Gelegenheit vorträgt. Hier mein Lieblingswitz: sitzen 2 Kühe im Keller und sägen Heizöl. Sagt die eine zur anderen: „Morgen ist Pfingsten“, sagt die andere: „Langweilig. Geh ma ned hin.“ Der Brüller oder?? Während also Oma und Opa Hermann in einem Tagesritt zurück nach Kapstadt gefahren, den total verdreckten und schrottreifen Corolla (übrigens ohne Probleme, weil man bei so viel Dreck die ganzen Schrammen nicht sieht. Super Tipp!) losgeworden, mitm Flieger nach Durban und dort weiter in den Hluhluwe-Nationalpark und die Drakensberge gefahren sind, setzen wir unseren Trip Richtung Garden Route fort und machen als nächstes bei einer Straußenfarm in Heidelberg Halt.
Die Autofahrten klappen im Übrigen ziemlich gut, wobei wir meistens auch nur maximal 2 Stunden am Stück unterwegs sind. Der Jonah pennt in der Regel, der Elias sagt im 5 Minuten Takt „laaaaangweilig“, aber zwischendurch wird lauthals „Oh Tannenbaum“ oder „Jingle Bert“ gesungen und so vergeht die Zeit wie im Flug.
Ansonsten sind die Jungs auch echt gut drauf. Der Elias hat zwar täglich ca. 3-8 Unfälle, so hat er sich schon Spreissl in den Fuß gezogen, ist gegen ne Glastür gelaufen, ist über alle Treppenstufen, Erhöhungen und am Boden liegende Blätter in der südlichen Hemisphere gestolpert – immer begleitet von minutenlangen Heulattacken…. aber als der Johann neulich mitm Kopf gegen den Beckenrand geklatscht ist, weil er beim Tauchen die Augen zu hatte, dachte ich mir nur: der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Der Jonah plappert nonstop und annektiert alles, was er so finden kann. „Meins?“ – „Nein, Jonah.“ – „Warum denn?“ (mit Schmollmund). Ansonsten zupft er sich mit Vorliebe am Schniedel und pupst, dass es nur so scheppert. Ein ganz normaler Junge also…