Hokitika - die Geenstonehauptstadt
NEW ZEALAND | Saturday, 4 March 2017 | Views [531]
Marlen und Brett beim Jade bearbeiten
In Greymouth wollte ich eigentlich ein bisschen Snapper von den Felsen aus fischen, allerdings war es noch immer so windig, dass ich es nicht gemacht habe. In Greymouth gibt es außer der Flussmündung des Grey River nicht sehr viel zu sehen. Viele Schiffe sind hier beim Versuch stromaufwärts zu fahren gekentert und gesunken.
Von Greymouth sind wir also weiter nach Hokitika gefahren. Eine recht kleine Stadt, die früher Schiffe voller Gold nach Europa geschickt hat.
Heute ist sie für das neuseeländische Jade, den Greenstone berühmt. Die Ureinwohner, die Maori nutzten die Jade schon Jahrhunderte als Werkzeuge zum Kanubau und vor allem der Stamm der Südinsel als Handwaffen.
Die Schiffe, die das Gold nach Europa brachten, haben die "grünen Steine", aber eher in Felsgröße als Ballast genutzt und auf dem Meer wieder abgeworfen. Zumindest bis einer der Brocken es aus Versehen nach Deutschland schaffte und dort als Jade identifiziert wurde.
Für Maike sollten wir nach einem kleinen Greenstone Anhänger suchen, da sie bei ihrer Neuseelandreise damals verpasst hat einen zu kaufen.
Also haben wir jedes einzelne Jadegeschäft abgeklappert um uns über das Angebot zu informieren und den richtigen Anhänger für Maike zu finden. Es gibt einige traditionelle Formen, aus an dann doch eine riesige Auswahl hat. Außerdem wollten wir keine Importjade aus Kanada oder Neuseeland, oder in China gelaserte Stücke kaufen.
Nach einem Tag Anhängersuche haben wir erstmal Pause gemacht und sind zum Gorge (der Schlucht) des Hokitika River gefahren. Der Fluss ist normalerweise türkisblau, bei unserer Ankunft war er allerdings eher milchig-blau, aber dennoch überaus beeindruckend. Über eine Hängebrücke ging es zum Flussufer, wo ich mich gaaaanz kurz ins eiskalte Wasser gesetzt habe. Andere springen von der Hängebrücke aus rein. Durch die niedrige Wassertemperatur war mir das aber viel zu riskant. Ich würde wohl innerhalb von 20 Sekunden auf 5 °C runterkühlen...
Wir haben einen Franzosen springen sehen, der allerdings keinen geeigneten Ausstiegepunkt an den Felsen ausgespäht hatte und bestimmt 5 Minuten im kalten Fluss rumgeirrt ist. Ich saß also im Knietiefen Wasser für 20 Sekunden und das hat vollkommen als Bad ausgereicht. Am ganzen Ufer wimmelte es von Sandflies, das sind die garstigen Kriebelmücken, deren Bisse sich so gerne entzünden und zu 5-Mark-großen Pusteln aufblähen und Wochen lang bleiben.
Lilly hat sich ebenfalls Schuhe und Socken vom Leib gerissen und ist in einem kleinen Zulauf rumgestiefelt und wollte gar nicht mehr aufhören mit "Lilly baden".
Die Flüsse um Hokitika transportieren das Jade nach und nach zum Meer. Heuzutage dürfen die Steine nur noch mit Muskelkraft geborgen werden. Früher haben Helikopter riesige Diamandsägen eingeflogen, um die Jadefelse direkt vom Gestein zu trennen.
Der Maori Stamm der Südinsel, die Ngai Tahu, haben das Privileg den Greenstone in den Flüssen der Südinsel zu suchen und zu bergen. Der einzige Ort, an dem Nichtstammesmitglieder den Greenstone sammeln dürfen, ist der Strand.
Auf dem Rückweg vom Gorge sind wir noch zum Lake Kaniere gefahren und haben uns einen Wasserfall und den See angeschaut. Einige Meter vom Ufer entfernt stand eine Bank im See, auf der man gut die Aussicht genießen konnte. Lilly hat dort das vierte Bad des Tages genommen und ich habe auf dem Schotterparkplatz nach Greenstone gesucht.
Meine Adleraugen haben natürlich nach wenigen Minuten etwas gefunden, was verdächtig nach Greenstone aussah. Wir hatten uns natürlich vorher genau angeschaut, wie unverarbeiteter Greenstone aussieht. Nämlich nicht grün, sondern eher weiss mit kleinen Schüppchen und schwarzem Schimmer. Ich nahm an, dass der Stein niemandem auf dem Parkplatz fehlen wird und habe ihn mitgenommen.
In Hokitika gibt es auch eine kleine Felsschlucht, wo man sich neuseeländische Glühwürmchen anschauen kann. Auch sehr schön, allerdings nicht zu vergleichen mit den Glühwürmchen bei den McLaren Falls.
Am Abend bin ich noch etwa 30 Minuten am Strand spazieren gegangen, um eventuell noch einen Greenstone zu finden. Währenddessen haben Marlen und Lilly sich einen kleinen Stand von einem Jadesteinmetz angeschaut, der am Parkplatz aufgebaut war.
Der Stand gehörte Brett und seiner Frau Janice, die uns als Couchsurfer zu sich nach Hause einluden und uns anboten unsere eigenen Anhänger herzustellen.
Ich zeigte Brett meine Funde vom Strand, die natürlich alle kein Greenstone waren. Als ich ihm dann den Stein vom Parkplatz zeigte, gratulierte er mir zum ersten richtigen Greenstone.
In den nächsten Tagen übernachteten wir also bei Brett und Janice, überlegten uns Vorlagen für unsere Anhänger und bearbeiteten Jade. Das bedeutete viel Schleifen, fräßen und polieren. Lilly hatte riesigen Spaß mit den beiden, ihrem seeeehr alten Hund und den beiden Katzen. In den Tagen war ich immer so 1-2 Stunden mit Lilly am Strand und haben nach Greenstone gesucht. Jeden Tag wurde es ehr und am Ende hatten wir bestimmt 30 Stücke, von denen ein Stein ganz besonders war. Komplett unbearbeitet und nur durch das Reiben in den Händen war er schon so schön, dass man nichts weiter damit machen musste. Lilly hat sich den Stein abends zum Spielen geschnappt und Brett sagte "Well I can see that this is her stone". Und so hat Marlen Lillys Namen eingraviert und ein Loch durch gebort und seitdem trägt Lilly den Stein am Rucksack mit sich. Der Stein ist so groß wie meine Handfläche und Jade ist richtig schwer, aber am Rucksack kann Lilly ihn trotzdem tragen.
Laut Brett ist der Stein sogar der schönste, den er in den letzten Jahre gesehen hat!
Wir blieben also etwa eine Woche bei unseren neuen Freunden in Hokitika und vollendeten unsere Anhänger und Brett fertigte extra für Maike einen Anhänger an, da wir in all den Läden nicht das Richtige für sie finden konnten.
Lilly verabschiedet sich bei unseren Abfahrten oft mit "Bye bye, bis morgen. See ya soon", obwohl wir meistens mindestens für längere Zeit die Leute gar nicht mehr sehen.
Sie hat große Freude daran neue Leute kennenzulernen, aber erinnert sich auch noch lange Zeit an die Menschen, die sie getroffen hat.
Von Hokitika geht es dann weiter zu den beiden Gletschern Franz Joseph und Fox Glacier.