Hallo Schweizaria, wie geits?
Uns geht es bestens; sind heute in Almaty, der frueheren Hauptstadt von Kasachstan, angelangt und haben soeben erfolgreich unser Transitvisa durch Russland organisiert, jupi. Naechsten Montag geht die Fahrt weiter somit haben wir seit langen wieder einmal richtig Zeit um e-mails zu schreiben, Reisebericht zu schreiben, Waesche waschen usw. :o)
Was alles geschah:
Unsere Reise durch die Tuerkei neigte sich langsam dem Ende und wir bereiteten uns mental auf unser nächstes Land vor – GEORGIEN!
Aufgrund unserer mangelhaften Vorbereitungsarbeiten hatten wir kaum eine Ahnung was uns erwarten wuerde. Wir begegnen dann aber einem kroatisches Paerchen, dass mit dem Motorrad soeben aus Georgien angebrummt kam. Die sind total happy endlich wieder in einem zivilisierten Land (Tuerkei) zu sein, wo es gute Strassen, grosse Laeden und ueberhaupt wieder alles gibt, wo man moechte…na toll, das war nicht gerade was wir hoeren wollten ;o)!
So tuckerten wir also Richtung Grenze und genossen die letzten Kilometer in dem riesigen Land Tuerkei, dass uns genau einen Monat auf unserer Reise begleitet hat. Die gute Laune verging rasch mit der tuerkischen Buerokratie am Zoll, die uns wegen unserem Buesli von einem Ende zum anderen hetzte und uns, sowie viele andere, Ewigkeiten warten liess nur weil der Zollbeamte gerade hunger hatte und eine laengere Mittagspause einlegte….wuerg!!! Auf Georgischer Seite wurden wir dann aber, oh Wunder, mit einem wirklich netten WELCOME TO GEORGIA begruesst und ENJOY YOUR STAY IN OUR COUNTRY, I’M SURE YOU LIKE IT! Na das sind doch mal gute Worte ;o)!
GEORGIEN WIR KOMMEN ;o)
Unsere ersten paar Kilometer verbrachten wir stumm nebeneinander und rieben uns die Augen. Tropisches Gruen so weit das Auge reichte, befahrbare Strasse die sich durch kleine Doerfer schlaengeln, Frauen und Maenner in Europaeischen Kleidern…mensch, weiss gar nicht was die Kroaten hatten, dass ist doch super hier! Jupi!
In Batumi, der ersten grossen Stadt nach der Grenze und zugleich das Modernste dass ich seit langem gesehen habe, geniessen wir unser Willkommens-Bierchen in einem Strandrestaurant und sind einfach zufrieden. ..;o)
Die naechsten 12 Tage verbracht wir in diesem wunderschoenen Land, wanderten in der genialen Bergwelt des Kaukasus, staunten ueber die vielen Kuehe und Schweine die hier kreuz und quer ueber die Strassen flanieren, genossen die extreme Gastfreundschaft der Georgen und tauchten gleichzeitig auch in die Welt des VODKAS ein, der hier allgegenwaertig ist ;o).
Hier eine kleine Geschichte: Wir kamen gerade aus den Bergen zurueck mit unseren 2 neuen polnischen Kollege, Bartek und Michel; ploetzlich fing es an wie aus Kuebeln zu giessen und wir stoppten in einem kleinen Laden mit Unterstand. Sofort wurden wurden Tisch und Stuehle organisiert und so sassen wir mit der Familie des Ladenbesitzers zusammen und plaudert. Schon bald kamen mehr und mehr Leute, Bier und Vodka musste her....und so kam es, dass die Runde einmal mehr feucht froehlich Formen annahm und bis tief in die Nacht andauerte. Der Nachbar lud uns dann ein, in seinem Garten zu uebernachten (wie gesagt, die Leute hier sind sehr nett und offen). Als wir am naechsten Morgen aufwachten, war bereits ein ausgiebiges Morgenessen fuer uns zubereit. Doch wer's glaubt oder nicht: Mitten auf dem wunderbar zubereiteten Fruehstueckstisch steht unmissverstaendlich ein Flaeschchen Vodka, so lieb und zart!! Uns drehte fast der Magen aber das Gesoeff musste getrunken wurden, denn man will ja nicht unhoeflich sein. Danach machten wir uns aber so rasch wie moeglich aus dem Staub bevor eine zweite Flasche geoeffnet wurde!!! Tja, ein hauch Russland bleibt in jedem Ex-UDSSR-Land haengen. Im uebrigen kostet hier eine Halbliter-Flasche Vodka ca. 1-2 Euro.
Schweren Herzens verliessen wir dann das geliebte Georgien in Richtung Azerbaijan, unser erstes Land mit VISA-Pflicht (Schweiz: 60 Euro / Australien 58 Doller - Schweineteuer). Auf dem Weg zur Grenze fuhren wir am letzen Autobahnschild von Georgen vorbei dass uns folgende unmissverstaendliche Worte mit auf den Weg gab: GOOD LUCK! Schluck...
AZERBAIJAN
Der Grenzuebergang war zum K....! 4 Stund sassen wir in sengener Hitze fest und mussten obendrein 50 Doller fuer irgend eine Autoversicherung zahlen und 50 Doller fuer etwas das wir nicht verstanden aber was klarerweise ein kleiner Zustupf fuer die Teekasse des Grenzwaechter war. Willkommen in der korrupten Welt! :o)
Azerbaijan teilt sich in zwei Teil: der Norden ist wunderbar gruen und der Suede trocken und heiss. Die Strassenverhaeltnisse sind top und die Dieselpreise ein Traeumchen (0.50 Euro/Liter). Auch hier haben wir ausgesprochen hilfsbereite, interessierte und gastfreundliche Leute kennengelernt...wenn wir genau zurueckdenken waren wir in diesen 2 Wochen Azerbaijan wohl fast keine Minute alleine ausser wenn wir uns in unser Buesschen zurueckziehen konnten :o). Von Zeit zu Zeit wird man grundlos von der Polizei angehalten, die einem fuer irgendetwas buessen moechten, sprich ein bisschen Taschengeld verdienen mцchten. Wir fahren immer auf der Schiene "dummer Tourist" und werde daher auch nicht gross belaestigt. Die Einheimischen allerdings zahlen: Die Geldnote wird via Handschlag dem Polizisten uebergeben, kurzer Smalltake und weiter geht die Fahrt! Obwohl die Leute sehr einfach leben, sehen wir zu unserem grossen Erstaunen unglaublich viel Luxusautos auf den Strassen rumduesen wie z.B. Humer, BMW, Mercedes (neuste Ausgabe, sprich 100'000.-- bis 250'000.--). Wir realisieren rasch, dass diese Land auf Oel aufgebaut ist und als wir in Baku, der Hauptstadt am Kaspischen Meer ankommen, sehen wir das Ausmass. So weit das Auge reicht Oelpumpen sowie ueberall Oelbohrinseln im Meer draussen. Tja und dann fuehrt man in der Hauptstadt ein und glaubt sich in einem anderen Film zu befinden: neue wunderbare Gebaeude, imense Parkanlagen, Frauen und Maenner in der neusten Mode, zudem ist alles teuer teur teur...ein Kaffee kann locker 6.-- Euro kosten. Wir sind fasziniert und schockiert zugleich die Hitze von ueber 40° (sowie hoher Luftfeuchtigkeit) half nicht gerade :o)
Und jetzt kommt der Hammer!!! (Wir hoffen, eure Augen moegen noch lesen ;o) )
Wir kamen gerade aus der Kasachstanischen Botschaft, wo wir voller Freude unser Visa fuer unser neues Land abholten, und musste voller Entzetzen feststellen, dass jemand die Seitenscheibe unseres Autos eingeschlagen hatte - Spiegelreflexkamera und Handy waren weg!!! Wir waren fassungslos, war doch die Strasse bewacht mit Kameras und dutzenden von Polizisten. Sauer lief ich zum 20 Meter entfernten Polizeiwachposten wo ich den SCHLAFENDEN Polizisten aufweckte und ihn zusammenschiss!! Alarm war geschlagen und innert kuerzester Zeit hatten wir einen Polizeiaufmarsch von ca. 15 Mann vor Ort inkl. Spurensuche und Dedektiv. Es wurde heftig diskutiert und 2 Stunden spaeter kam man auf die Idee, die Ueberwachungskameras zu ueberpruefen, wo man den Taeter auch tatsaechlich darauf sehen konnte aber unscharf. Wir hatte die Hoffnung fuer unsere Sachen von der ersten Sekunde aufgegeben obwohl der Dedektiv uns versicherte, dass er den Taeter fassen wird...aber sicher doch! Wir wollten so rasch als moeglich einen Raport fuer unsere Versicherung schreiben lassen und weg aus Azerbaijan - wir hatten die Nase voll! Mit Muehe und Not und vielen wuetenden Worten konnte ein Uebersetzer organisiert werden und auf dem Polizeiposten startete der ganze Papierkram. Unser Uebersetzer, ein 20jaehriger Student, unser Herzchaeferli, stand uns wacker zur Seite und es wurde geschrieben, diskutiert, geschrieben usw., seufz. Und dann, um ca. 23:00 Uhr ging die Tuere unseres Bueros auf und der Dedektiv kam hereingestuerzt mit unserer Kamera in der Hand und hinter ihm der Taeter (ein 22jaehriges Buerschchen) in Handschellen. Wir konnten unseren Augen nicht trauen!!! Ja, wir waren wirklich fassungslos!!! Leider waren meine Bilder bereits alle weg und meine SIM-Karte meines Handy ebenfalls, grrrr. Was solls, wir waren froh, unsere Sachen wieder zurueck zu haben und entschieden uns dann auch gleich, diesen Triumph mit Dedektiv "Matula" und unserem Uebersetzer zu feiern ;o). Gesagt, getan; mit Matulas Mercedes gings los und dieser fuehrte uns in eine Disco mit der wohl lautesten House-Musik ueberhaupt (reden war unmoeglich) :o). So tranken wir und schriehen uns gegenseitig und als es ums zahlen ging, wurde heftig abgewunken: Nix zahlen! Wir gaben auf und verliessen die Disco, realisierten aber zugleich, dass Matula ebenfalls nicht zahlte dafuer aber Geld erhielt???...sozusagen Schutzgeld fuer die Disco oder so...diese Welt war verkehrt! Ab ging es in die naechste Disco wo Rund um Runde ausgeben wurde. Matula wurde behandelt wie ein Koenig. Einmal wurde sogar der DJ herzitiert, da Matula die Musik nicht so recht munden wollte. Europaeische Musik musste fuer seine neuen europaeischen Freunde her ;o)! Natuerlich zahlten wir auch hier nicht. Relativ gut berieselt gings mit dem Mercedes zurueck zu unserem Buesli, besser gesagt, wir sausten durch die Strassen wie die Wilden, der warme Bakuwind in den Haaren...wunderbar. Und dann zur Unterhaltung von allen wurde die Sirenen angelassen und Matula nahm sein Mikrophon raunte hinein, so dass es die ganze Stadt hoeren konnte: Sabine, Nivio, I love yoooooouuuu. So fegten wir durch die Nacht...was fuer ein Tag, was fuer einen Stadt, was fuer ein Land!
Wir verliessen dann Azerbaijan mit der Faehre (die nur faehrt, wenn sie voll ist - so ca. ein Mal pro Woche) ueber das Kaspische Meer, 20 Stunden Fahrt, und erreichten unser neues riesiges Land Kasachstan.
Aber alle Geschichten dazu schon bald in unserem naechsten Bericht.
Uns geht es sehr gut und geniessen jeden Tag. Wir koennten uns keine bessere Hochzeitsreise vorstellen ;o)
Wir hoffen, euch geht es auch gut. Wir denken natuerlich oft an euch und sind gespannt auf eure Geschichten aus der Heimat.
Die besten Gruesse aus Kasachstan
Sabine & Nivio
PS: Leider gibt es auf Grund unseres kleinen Diebstahlintermezzos nicht viele Fotos von Azerbaijan :o)
